Großer Erfolg für Ausstellung "Hartes Brot":
Gemeinderat-Sitzungssaal wurde historische Erlebnisstätte
Dort wo sonst die wichtigsten Entscheidungen für unsere Gemeinde gefällt werden, nämlich im Sitzungssaal des Gemeinderates, herrschte anläßlich des 26. Erntedankfestes am 17. September bei der Ausstellung "Hartes Brot - 100 Jahre bäuerliches Leben in Matzendorf und Hölles" großer Ansturm. Deshalb wurde kurzfristig beschlossen, die vom örtlichen Lokalhistoriker Ernst Schagl in rund 120 freiwilligen Arbeitsstunden zusammengestellte Schau bis Freitag, 22. September, mit Besichtigsmöglichkeit während der Amtsstunden zu verlängern.
Und auch in der Verlängerungswoche kamen erneut unzählige Besucher, um die informative Ausstellung zu studieren. So hielt der Ausstellungsgestalter alleine am Mittwoch, 20.9., insgesamt 4 Führungen, zwei für die 3. und 4. Klasse der örtlichen Volksschule, je eine für die Ortspensionisten und eine für die Arbeitsgemeinschaft Heimatforschung im Wiener Becken, deren Mitarbeiter Ernst Schagl seit über 10 Jahren ist.
Besonders für die Volksschulkinder war die Führung ein besonderes Erlebnis, konnten sie sich doch teilweise selbst aktiv betätigen. So wurde beispielsweise mit einer alten Handkaffeemühle Kaffee gemahlen, mit einer Bröselreibe Semmelbrösel gerieben, mit einer 70 Jahre alten Wurstspritze Bratwürstel hergestellt, mit einem Krauthobel Kraut geschnitten und gezeigt wie schwierig früher das händische Wäsche waschen war. Auch die wichtigsten Getreideanbausorten der letzten 100 Jahren lernten die Kinder ebenso kennen und konnten sie auch in Schaugläsern angreifen wie das häusliche Leben am Bauernhof.
Viele ältere Besucher fühlten sich selbst in ihre Kindheit und Jugend zurückversetzt, als sie die Bilder und Alltagsgegenstände sahen. Die Historikergruppe der ARGE Heimatforschung meinte sogar, dass die Schau wegen ihres großen Informationswertes gleich als Dauerausstellung an diesem Ort verbleiben sollte, worüber sich der Gestalter zwar freute, er aber sagte, dass dies nicht möglich sei, weil der Raum ja für die Sitzungen des Gemeinderates bestimmt ist.
Ernst Schagl konnte abseits des Bauernlebens bei allen Führungen den bisher ältesten Gegenstand, der in unserem Gemeindegebiet gefunden wurde, erstmals öffentlich präsentieren: Die Besucher bekamen die kürzlich gefundene 3400 Jahre alte bronzene Kleidernadel aus der Keltenzeit zu sehen. Schagl vermutet daher, dass sich unweit der Fundstelle jene Siedlung, wo im Laufe der Jahrhunderte immer mündlich weiter überliefert wurde, dass es zwischen Steinabrückl und Leobersdorf "ein verlassenes und versunkenes Dorf gibt" befindet. Und bei seiner Suche ist er auch schon auf einen ausgelegten, 1 m tiefen Steinschacht gestoßen, der nach Auskunft eines Archäologen zur Aufnahme eines Baumstammes für die Außenwand einer Hütte gedient haben dürfte.
Fotocredit(s): Ernst Schagl
Text: Ernst Schagl