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13.05.2024-22.05.2024

04.01.2022: Ältester Gemeindebürger im 102. Lebensjahr verstorben (NEU)


Im 102. Lebensjahr ist der älteste Gemeindebürger OSR Johann Wöhrer am 2. Jänner friedlich im Kreise seiner engsten Familie eingeschlafen. Wöhrer hat jahrzehntelang in der Gemeinde viel zum Sport- und Kulturleben ua. als Mitgründer des Sportklubs ebenso wie als Obmann des Männergesangsvereines und Aktiver bei den verschiedensten Vereinsfesten und der Pecherei beigetragen.

Die Begräbnismesse und das letzte Geleit zum Familiengrab findet in der Aufbahrungshalle Hölles am Montag, 10. Jänner 2022, um 10.30 Uhr statt.
Am kommenden Donnerstag, 6. Jänner, wird um 10 Uhr mit einem Totengedenken und dem Geläute der Pecherglocke an den verstorbenen ehemaligen Pecher bei der Pecherkapelle Hölles gedacht.

Am 25. September 1920 im damaligen 30-Häuser-Dorf Hölles geboren, fuhr er nach der Pflichtschule täglich mit dem Rad in die Lehrerbildungsanstalt Wr. Neustadt, um dann als Lehrer in Matzendorf, Leobersdorf und Felixdorf unterrichten zu können. OSR Wöhrer galt bis zuletzt als einer der allerletzten noch lebenden Stalingrad-Kämpfer im deutschen Sprachraum, die wieder zurück nach Hause kamen. Beim Fronteinsatz an der Wolga wurde der junge Hans durch Artilleriebeschuss mit Granatsplitter schwer verwundet und war alleine 3 Wochen unterwegs, bis er ein Feldlazarett fand. "Ich habe unvorstellbares Leid gesehen", sagte er noch zu seinem 100. Geburtstag, nannte aber kaum Details. Seinen Lebens-Leitsatz in schwierigen Zeiten zitierte er oft: "Wer Stalingrad überlebt hat, überlebt alles andere im Leben auch!". Auch sein in Stenografie verfasstes Kriegstagebuch, dass er am Boden versteckte, durfte nach Auffindung vor einigen Jahren "nicht zu meinen Lebzeiten übersetzt und gelesen werden". Während seines Kriegseinsatzes starb 1942 auch sein Vater Johann.

Auf der Rückfahrt aus Russland lernte er in Znaim (Südmähren) seine Frau Julia kennen, blieb als Junglehrer und nach der Hochzeit 1944 wurde dort auch Sohn Gerhold geboren. Anfang 1945 musste die Jungfamilie aus Mähren flüchten und kam so wieder für immer zurück nach Hölles. Später wurde hier noch Tochter Ilse, spätere Leiterin der örtlichen Volksschule, als 2. Kind geboren.

Die Familie und das Gemeinwohl prägten sein ganzes Leben. Als Jugendlicher lernte er mit einem von seiner Mutter selbst genähten "Fetzenlaberl" (weil einen Lederfussball konnten wir uns nicht leisten") das Fussballspielen und spielte auf der "Trift" ebenso wie auf der "Stierwiesen" hinter der Dorfkapelle mit dem späteren, in Hölles aufgewachsenen 84fachen Teamfussballer Karli Koller. Später war er ua. mit Hubert Uhlschmid und dem damaligen Bgm. Franz Mannsberger Mitinitiator für die Gründung des örtlichen Sportklubs, trat 1946 dem Männergesangverein bei, dem er als Obmann von 1961 bis 1991 vorstand und selbst nach einem abendlichen Sturz von der Probe am Heimweg mit dem Fahrrad wurde "die Stütze des 2. Tenors" dann noch weiter von seinem Enkerl und heutigen MGV-Obmann Roland Pammer bis 2013 regelmäßig zur Gesangprobe chauffiert.

Zum 100. Geburtstag widmete Ende 2019 die renommierte Tageszeitung KURIER seinem begeisterten täglichen Leser sogar eine eigene Reportage.

Der bis vor kurzem geistig fitte Oberschulrat, der zeit seines Lebens ein Tagebuch schrieb, sah sein hohes Alter immer als "Gnade und Geschenk" an.
Medikamente nahm er nie: "Wennst da einmal anfängst, brauchst immer mehr - und das ist für den Körper nicht gut!", wusste er von früheren Ärzten.

Sein Spruch auf der Pate gibt ein eindrucksvolles Zeugnis auch zu seiner Beziehung zur Natur:
"Wenn ich nicht mehr bin, werden meine Bäume noch stehn`n und die großen Wolken drüberweh`n". Damit ist seine Beziehung zu seinem geliebten Hölleser Föhrenwald gemeint, als er neben der kleinen Landwirtschaft seiner Mutter auch als Pecher bis zu 1800 Bäume gemeinsam mit seinem Sohn Gerhold bearbeitete, bis er 1968 zum Direktor der damals größten Hauptschule des Bezirks in Pernitz bestellt wurde. Beim Bau der Pecherkapelle legte er selbst mit Hand an und warf immer einen kontrollierenden Blick auf das Projekt, zeigte mit seiner Weisheit und Erfahrung Kleinigkeiten auf, die sonst niemand bemerkte aber wichtig waren und beschrieb für den Josef Schöffel-Preis des Landes NÖ fachkundig die einzigartige Flora und Fauna unseres Waldgebietes. Zuletzt war er beim großen Pecherfest zum 20-Jahr-Bestand 2016 mit seiner Pflegerin ebenso noch dabei wie später im November 2019 zu Besuch am Pecherpfad mit seiner weitschichtigen Verwandten Katharina Wöhrer, jeder der beiden damals mehr als 100 Jahre alt.

Am Sonntagabend, 2. Jänner, schloss der beliebte Hölleser in seinem Bett nach 36.892 Lebenstagen für immer die Augen.

Vergelt`s Gott für alles und ruhe in Frieden!

Fotocredit(s): Gerhold Wöhrer, Sammlung Ernst Schagl
Text: Ernst Schagl

zuletzt aktualisiert: 04.01.2022 14:32:14 
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